Zwei Monate nach der letzten «heute»-Sendung der ZDF-Moderatorin Petra Gerster stößt Jana Pareigis zum Team der 19-Uhr-Nachrichten aus der Mainzer Sendezentrale.
«Ich möchte die Menschen begeistern für das, was alles in der Welt passiert», sagt die gerade 40 Jahre alt gewordene Journalistin. Deshalb wünscht sie sich auch, dass mehr über Afrika berichtet wird. Zum Thema Gendern hat sie eine ebenso klare Haltung wie ihre Vorgängerin.
Vor ihrer ersten «heute»-Sendung am Dienstag (27.7.) blickt die gebürtige Hamburgerin auf ihren Weg in den Journalismus zurück. «In meiner Abi-Zeitung stand, dass ich rasende Reporterin werden sollte», sagt sie lachend. Dann war sie in der Klassengemeinschaft wohl ziemlich aktiv? «Ich war nicht auf den Mund gefallen», antwortet sie.
Vorschusslorbeeren kommen von der Leiterin der ZDF-Hauptredaktion Aktuelles, Bettina Schausten: «Jana Pareigis steht für erstklassigen Nachrichtenjournalismus und präsentiert die ‚heute‘-Sendung nun im Wechsel mit Barbara Hahlweg und Christian Sievers.» Gemeinsam seien sie «ein starkes Team, das für Informationskompetenz steht».
Jana Pareigis lacht gern. Dabei hatte sie von klein auf auch traurige Erfahrungen: «Ich bin schwarz und kenne Rassismus, seit ich auf der Welt bin.» Schon früh habe sie sich mit der Frage beschäftigt, warum Menschen andere ausgrenzen wollten. In Hamburg sei sie in einem ehemaligen jüdischen Viertel groß geworden, sei der Botschaft von Stolpersteinen nachgegangen und habe sich mit dem Holocaust befasst. «Damals habe ich gelernt, wie wichtig es ist, dass es Presse gibt mit Menschen, die Handlungen kritisch hinterfragen.»
Nach dem Abitur studierte die junge Frau Politikwissenschaft und ging dann für ein Jahr zu Afrika-Studien nach New York. Zurück in Deutschland kam es zur ersten Berührung mit Fernsehnachrichten, beim Sender N24 startete sie in Berlin als Assistentin des Chefredakteurs in der Parlamentsredaktion. Weitere Stationen waren unter anderem der Auslandsfernsehsender der Deutschen Welle und dann 2014 das ZDF-Morgenmagazin, 2018 folgte das ZDF-Mittagsmagazin. Die «heute»-Sendung wird sie im Wechsel mit Barbara Hahlweg und Christian Sievers moderieren.
Wenn die Nachrichten vor der Kamera präsentiert werden, ist die eigentliche Arbeit vorher schon passiert: «Für mich ist das Schreiben am schönsten, das Moderieren ist dann das I-Tüpfelchen», sagt Jana Pareigis. Die Arbeit mit der Sprache sei ihr besonders wichtig – «und wie bereite ich das auf, dass es fürs Fernsehpublikum interessant wird». In den Fernsehnachrichten sieht sie im Unterschied zu geschriebenen Nachrichten «die Chance, dass ich als Person die Menschen mitnehmen kann, ihnen das Geschehen vermitteln kann».
Persönliche Emotionen aber sollen im Hintergrund bleiben. «Mir gehen schlimme Nachrichten auch nah», sagt die Moderatorin im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. «Aber das zeige ich nicht während der Sendung – danach muss ich dann schlucken.» Auch sonst geht Jana Pareigis mit persönlichen Dingen zurückhaltend um, tummelt sich deswegen auch nicht in sozialen Netzwerken. «Ich möchte, dass die Leute mich als Moderatorin wahrnehmen und nicht als Privatperson.» Dass sie von deutsch-schwedischen Eltern adoptiert wurde, ihr biologischer Vater aus Simbabwe kommt und ihre biologische Mutter aus Deutschland, muss die Öffentlichkeit nicht näher interessieren.
Interessanter wäre aus ihrer Sicht ein fundierterer Blick auf das Geschehen in Afrika. «Wir brauchen viel mehr Berichterstattung über Afrika, die nicht so klischeebehaftet ist.» Oft werde der Kontinent nur bei Kriegen, Krankheiten und Katastrophen wahrgenommen, viel zu selten mit spannenden und die Zuschauer vielleicht überraschenden Projekten in Wirtschaft und Kultur. «Da ist auf jeden Fall Luft nach oben in der deutschen Medienlandschaft.»
Und wie hält es Jana Pareigis mit dem Gendern in der gesprochenen Sprache? «Ich möchte mich an alle Zuschauer*innen richten und deswegen finde ich es wichtig, so zu formulieren», antwortet die ZDF-Moderatorin. «Das ist inklusiv, es schließt niemanden aus.» Der kleine Bruch im Sprechen der Gender-Formen könne dies bewusst machen. «In diesem Bruchteil einer Sekunde werden alle mit eingeschlossen.»
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