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TV-Serie zeigt Deutschlands zerrissene Gesellschaft

Luise Kogan (Lea Drinda) verteilt Flyer in einer Szene der Serie «Wer wir sind». (Urheber/Quelle/Verbreiter: Felix Abraham/MDR/VIAFILM/ARD/dpa)
Der ARD-Mehrteiler «Wer wir sind» macht die Gespaltenheit zwischen Generationen und Schichten zum Thema. Als Beispiel dient die Stadt Halle. Die Autoren erklären, warum der Ort so gut dafür taugt.

Welche Welt hinterlassen wir unseren Kindern? Vertrauen unsere Kinder uns? Das sind Fragen, die sich das Autorenpaar Christian Schiller und Marianne Wendt gestellt hat. «Dieser Riss zwischen den Generationen hat uns berührt und inspiriert. Wir versuchen beide Seiten zu verstehen. Wie schaffen wir es, wieder miteinander zu reden?», sagt Schiller im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Resultat ihrer Auseinandersetzung mit der Zerrissenheit ist eine in Halle (Sachsen-Anhalt) gedrehte ARD-Miniserie. Die ersten drei Folgen von «Wer wir sind» werden diesen Mittwoch (20.15 Uhr) im Ersten ausgestrahlt.

Erzählt wird die Geschichte einer Gruppe von Umweltaktivistinnen und Umweltaktivisten aus dem anhaltischen Halle. Gemeinsam wollen sie verhindern, dass Entsorgungsunternehmer Daniel Noll (Jörg Schüttauf) illegal und ohne Konsequenzen Müll beseitigt. Was als friedlicher Abend im Protestcamp vor dem Firmensitz beginnt, endet in einer Eskalation der Gewalt. Hauptkommissarin Catrin Kogan (Franziska Weisz) kommt zum Einsatz – und findet ihre Tochter Luise (Lea Drinda) unter den Aktivisten.

Die Serie erzähle die Geschichte hinter Aktivsten, Intensivtätern und Polizisten, sagt die Regisseurin der Serie, Charlotte Rolfes. «Wir wollten die immer größer werdende Kluft zwischen Jung und Alt und zwischen Arm und Reich sichtbar zu machen, aber auch von denjenigen erzählen, die nicht in großen Villen wohnen und regelmäßig im Fernsehen zu sehen sind», erklärt sie.

Eine zerrissene Stadt

Während der Dreharbeiten für die Serie klebten sich erstmals Anhängerinnen und Anhänger der Klimabewegung Letzte Generation auf einer Straße fest, erinnert sich Rolfes. Auch wurde das nordrhein-westfälische Dorf Lützerath geräumt. «Uns war klar, dass die Klimabewegung mehr Öffentlichkeit, aber auch mehr Gegenwind bekommen wird.»

Die in der Serie thematisierte Gespaltenheit – zwischen Generationen und Schichten – lasse sich gut an Halle zeigen, so Schiller, der selbst aus Halle stammt. Die Stadt an der Saale sei in eine reiche bürgerliche Altstadt und eine arme Neustadt – auch «Ha-Neu» genannt – gespalten. «Dieser harte Gegensatz hat zu der Serie gepasst. Für unsere Figuren ist die ökonomische Frage genauso wichtig wie die ökologische. Wir versuchen genau zu erzählen.» Alte Schulfreunde des Autors, die heute in Halle an sozialen Brennpunkten arbeiteten, hätten das Filmteam bei seiner Arbeit begleitet.

Halle-Neustadt habe sie «total beeindruckt», erinnert sich Rolfes an ihre ersten Tage in dem Halleschen Stadtteil. Auch sie habe den Eindruck bekommen, die Stadt sei zerrissen. Es sei eine bedrückende Stimmung wahrnehmbar gewesen, so die Regisseurin, die in Köln wohnt. «Mit diesen riesigen leerstehenden Plattenbauten hat es mich an Pariser Banlieues erinnert.» Während der Produktion der Serie seien sie und ihr Team «sehr nah an den Menschen dort» gewesen. Die Serie sei ausschließlich an tatsächlich existierenden Orten gedreht worden.

Von Inga Jahn, dpa