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TV-Piraten Joko und Klaas kapern auch Sat.1

Joko Winterscheidt (l) und Klaas Heufer-Umlauf haben bei «Joko und Klaas gegen ProSieben» einen Programmtag bei dem Sender ergattert. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Karmann/dpa)
Abfackeln, joggen und mit Banknoten um sich werfen: Joko und Klaas kosten ihre Allmacht beim TV-Sender ProSieben aus. Zwischendurch gibt es eine lange Live-Schalte in die menschenleere Wüste Namibias.

Mit einer 24 Stunden langen Anarcho-Aktion haben die Entertainer Joko und Klaas nicht nur bei ProSieben das Fernsehprogramm durcheinander gebracht. Mehr als eine Stunde lang kaperten die Spaßmacher am Sonntagmittag auch das Programm des Schwestersenders Sat.1. 

Eigentlich sollten Klaas Heufer-Umlauf (40) und Joko Winterscheidt (45) nur das Berliner Studio des Sat.1-Frühstücksfernsehens für ihre Aktion auf ProSieben nutzen, sobald es leer sei. So war es zumindest zuerst angekündigt worden. Das Duo platzte aber in den letzten Minuten der laufenden Sat.1-Livesendung hinein. Die Sat.1-Kameras filmten die zwei, als sie die Küche des Studios für ein eigenes Frühstück vorbereiteten. Plötzlich fragte Klaas: «Können wir die Sat.1-Kamera einfach übernehmen?» 

Secondhand-Ware von Zuschauern für viel Geld gekauft

Die Moderatoren im Studio schritten nicht ein. Daraufhin war das Programm von Joko und Klaas auf beiden Sendern aus teils verschiedenen Kameraperspektiven zu sehen. Zusammen mit den Podcastern Jakob Lundt und Thomas Schmidt kauften die zwei eine Stunde lang für viel Geld Secondhand-Ware von Zuschauern auf – von roten Stiefeln und Videospielen bis hin zu Kinderspielzeug.

Ob das Kapern des zweiten Senders mit dem Fernsehkonzern abgesprochen war, blieb zunächst unklar. Nach einer Stunde endete der Spuk auf Sat.1. Der Sender zeigte dann eine Gameshow. Auf ProSieben sendeten Joko und Klaas hingegen für rund eine halbe Stunde kommentarlos Webcam-Bilder aus der Wüste Namibias, die Oryxantilopen an einem Wasserloch zeigten. 

Die zwei hatten das ProSieben-Programm einmalig für 24 Stunden übernommen. Die Aktion sollte in der Nacht zu Montag enden. Den ganzen Programmtag hatten sich die beiden diese Woche bei der Show «Joko und Klaas gegen ProSieben» erspielt. 

«Scheißeeeee – kann ich sagen»

Um Mitternacht zum Sonntag hatten die beiden Spaßmacher von einem Dach in Berlin das TV-Publikum begrüßt. «Ich kann sagen, was ich will. Scheißeeeee – kann ich sagen. Aber ich kann auch sagen: Meine Damen und Herren, herzlich willkommen zu 24 Stunden „Joko und Klaas gegen ProSieben“», sagte Klaas.

Danach trug das Duo Feuerwerk in einen Keller auf dem Gelände im Osten der Stadt. Kurz darauf zündeten die beiden, die sich draußen aufhielten, das Feuerwerk. Es war durch Kameraeinstellungen im Keller und von außen mit Blick auf ein Fenster zu sehen, dass Feuerwerk zündete. Es entwickelte sich Rauch. 

ProSieben warnte mögliche Nachahmer: «Das Feuerwerk im Keller wurde von Profis überwacht. Es sind keine Schäden am Gebäude entstanden. Es gilt ganz klar: Bitte nicht zu Hause nachmachen», sagte ein ProSieben-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Die Berliner Feuerwehr teilte auf dpa-Anfrage mit, es habe «keinen Einsatz» gegeben, «der in Verbindung mit der beschriebenen „Handlung“ steht».

Eine Show wurde rückwärts gezeigt

Nach einem Nachtprogramm mit Wiederholungen (eine Show wurde sogar rückwärts gezeigt) und Best-of-Sendungen starteten die Entertainer in den Sonntagmorgen mit einer live übertragenen Jogging-Tour quer durch Berlin. «Ich habe ernsthaft Interesse daran, Leute tiefer in mein Privatleben zu lassen», keuchte Joko, während ein Kamerateam auf Rollen die zwei filmte. 

Am Vormittag folgte eine Clip-Show mit Ausschnitten aus ProSieben-Talkshows der 90er Jahre. Danach übernahmen die TV-Piraten zeitweise bei Sat.1 das Kommando. Später trafen sich die Komiker mit ihrem Kollegen Lundt und dem Rapper Sido im leeren Berliner Olympiastadion, um das Kartenspiel Uno zu zocken. 

Mit Sido im leeren Olympiastadion Uni spielen

Sido («Ich bin ein gewinnender Typ. Ich spiele um Geld, gern auch im Casino.») gewann eindeutig. Klaas musste, den speziellen Regeln des Tages folgend, zur Strafe eine Spielkarte essen, weil er den schlechtesten Punktestand hatte. Danach folgte die Wiederholung eines Jahresrückblicks von 1999. Für den Abend war eine Show geplant. Details zum Programm blieben aber erst vage.

Die Aktion sprach zum Start erwartungsgemäß in erster Linie das jüngere Publikum an. In der für Werbevermarktung wichtigen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen schalteten den Auftakt ab Mitternacht ziemlich gute 10,1 Prozent (260.000 Menschen) ein. Im Gesamtpublikum war der Quotenerfolg mit 5,4 Prozent (490.000 Zuschauerinnen und Zuschauer) deutlich überschaubarer. Für die komplette Nacht lagen zunächst keine Zahlen vor.

Von Christof Bock, Anna Ringle und Simone Mayer, dpa