Promis im Schlafanzug geben per Webcam Einblicke in ihre Wohnzimmer – was im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie zum Standard bei den sonst so glitzernden US-Awardshows zählte, soll jetzt wieder der Vergangenheit angehören.
Nun soll wieder Glamour das Bild bestimmen, auch wenn die Emmy Awards am Sonntag in Los Angeles trotzdem noch nicht wieder wie früher üblich im bis zu 6000 Zuschauer fassenden Microsoft Theater in Los Angeles stattfinden.
Stattdessen haben die Produzenten nebenan ein Zelt für rund 500 Personen aufgebaut, in dem Nominierte und Anhang in Gruppen um Tische hocken sollen. «Lasst uns ein bisschen was trinken, lasst uns einen Happen essen», beschrieb Organisator Reginald Hudlin dem Branchenmagazin «Variety» die Idee. «Wir werden Kronleuchter haben. Und wir werden es nach einer spaßigen, eleganten Party aussehen lassen, bei der man selbst gerne dabei wäre.»
Raum für neue Gewinner
Auch bei der 73. Auflage des wichtigsten Fernsehpreises der Welt sollen aber die Preisträger und die Freude über ihre Auszeichnung im Vordergrund stehen. Es gibt dieses Mal besonders viel Raum für neue Gewinner, weil große Vorjahressieger wie das edle Familiendrama «Succession», die warmherzige Comedy «Schitt’s Creek» und die Sixties-Serie «The Marvelous Mrs. Maisel» eingestellt wurden oder keine neuen Staffeln am Start hatten.
In den Drama-Kategorien gehören das Netflix-Geschichtsdrama «The Crown» über das britische Königshaus und die Serie «Pose» über das New York der 1980er Jahre zu den Top-Favoriten. Auch der ebenfalls bei Netflix laufenden Kostümserie «Bridgerton» werden Außenseiterchancen eingeräumt. Ein solcher Sieg wäre ein Novum, denn noch nie konnte der Streaminganbieter einen Preis für eine beste Drama-, Comedy- oder Miniserie gewinnen.
Aus «The Crown» sind auch Olivia Colman, Emma Corrin und Josh O’Connor für ihre Rollen als Queen Elizabeth, Lady Di und Prinz Charles in den Hauptdarsteller-Kategorien nominiert. Das gesamte Team will von einer separaten Party in London aus die Verleihung verfolgen. Insgesamt erhielt die Serie 24 Nominierungen, ein Gleichstand mit «The Mandalorian». Der Weltraum-Western, der im «Star Wars»-Universum spielt, wurde neben der Hauptkategorie vor allem in technischen Nebenkategorien nominiert. Die weiteren Dramaserien-Nominierungen gingen an «The Boys», «The Handmaid’s Tale», «Lovecraft Country» und «This Is Us».
20 Nominierungen für «Ted Lasso»
Im Bereich Comedy dagegen dürfte ein Pandemie-Liebling vorne liegen: Die beim Streamingdienst Apple+ laufende Fußball-Serie «Ted Lasso» über einen US-Footballtrainer, der sich im britischen Fußball behaupten muss, war weltweit ein Überraschungshit der Corona-Monate. Hauptdarsteller Jason Sudeikis gilt in der Titelrolle als Top-Favorit, auf 20 Nominierungen kommt die Serie insgesamt – Rekord für eine Auftaktstaffel.
Auch «The Kominsky Method» mit Michael Douglas in der Hauptrolle wurde in den Kategorien Comedyserie und Hauptdarsteller nominiert. Die weiteren Vorschläge sind «Black-ish», «Cobra Kai», «Emily in Paris», «The Flight Attendant» und «Pen15», sowie «Hacks» über eine alternde Entertainerin, zuletzt ein viel besprochener Geheimtipp.
Bei den Miniserien zählen die Schachserie «Das Damengambit» und das britische Missbrauchs-Drama «I May Destroy You» zu den aussichtsreichsten Nominierten. Mit 23 Nennungen führt allerdings die Marvel-Reihe «Wandavision» das Feld an.
Bereits neun Preise für «Das Damengambit»
Auf mehr als 110 Kategorien kommen die von Entertainer Cedric Antonio Keyles moderierten Emmys in diesem Jahr. Um den Rahmen der Haupt-Verleihung am Sonntagabend nicht zu sprengen, wurden Dutzende Preise bereits am vergangenen Wochenende vergeben, darunter auch Einzelleistungen für den besten Stunt oder die gelungenste Beleuchtung einer Unterhaltungssendung. Hier war «Das Damengambit» mit neun Preisen der große Abräumer, gefolgt von der Star-Wars-Serie «The Mandalorian» und der ständig erfolgreichen Sketch-Reihe «Saturday Night Live» mit sieben Auszeichnungen.
Ganz ohne Verweis auf die Pandemie werden auch die Haupt-Emmys am Sonntag nicht auskommen. Die Zahl der eingereichten Titel ging wegen vieler Produktionsstopps um 30 Prozent zurück und noch diese Woche sorgte «Friends»-Superstar Jennifer Aniston, nominiert für ein Reunion-Special der Serie, für Aufsehen. Sie kündigte in einer Late-Night-Show an, nicht persönlich zu kommen. Sie sei trotz Impfpflicht, Tests und Masken schlicht noch nicht bereit für eine Veranstaltung in so großem Rahmen, erklärte die 52-Jährige.
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