Er war der Erfinder der Nachmittags-Talkshow – Hans Meiser hat das deutsche Fernsehen über viele Jahre entscheidend geprägt. Immer von montags bis freitags lief ab 1992 nachmittags bei RTL die Sendung, die seinen Namen trug.
Die Gäste: Nicht-prominente Menschen, die von ihren Problemen, Lebenssituationen oder Erlebnissen erzählten. Das Themenspektrum reichte von verfeindeten Hundebesitzern über Streit um Lärm bis zu Stimmen aus dem Jenseits.
Egal wie seltsam die Gespräche waren: Meiser – in der einen Hand das Mikro, in der anderen die Notizzettel – behielt im schicken Einreiher stets höflich die Fassung. Nun ist der Talkshowpionier des Kölner TV-Riesen RTL tot. Bereits am 30. Oktober starb er unerwartet mit 77 Jahren an Herzversagen, wie am Montag bekanntwurde.
Bis zu 40 Prozent Marktanteil
Heute kann man es sich kaum mehr vorstellen: Meisers Show erreichte in den 90er Jahren Traumquoten von bis zu 40 Prozent Marktanteil – und zog eine ganze Reihe ähnlicher Formate im Nachmittagsprogramm des deutschen Fernsehens nach sich. Das ist inzwischen freilich lang her.
Seitdem hat geradezu eine Flut von TV-Talkshows eingesetzt, denen Meiser später nicht mehr viel Gutes abgewinnen konnte: «Da fällt einer dem anderen ins Wort, das ist manchmal ein einziges Geschrei», beklagte er anlässlich seines 70. Geburtstags in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Außerdem würden ständig dieselben Gäste eingeladen: «Ein endloser Kreislauf derselben Gesichter.»
Meiser hingegen sprach in seiner Talkshow im Laufe der Jahre mit rund 14.000 Menschen – ehe die Sendung nach 1700 Folgen aufgrund sinkender Zuschauerquoten im Jahr 2001 schließlich eingestellt wurde.
Laufbahn begann beim Radio
Der am 20. August 1946 im niedersächsischen Bad Rothenfelde geborene Meiser studierte Germanistik und Geschichte, ehe er seine journalistische Laufbahn beim Radio begann – zunächst beim Süddeutschen Rundfunk und beim Südwestfunk, dann bei Radio Luxemburg.
«Ich kenne beide Systeme und glaube, dass das auch ganz gut ist, dass man über den Tellerrand hinweg mal geschaut hat», so Meiser in einem dpa-Interview wenige Wochen vor seinem Tod. «Wenn ich jetzt frech wäre, würde ich sagen: Ich habe eine gute Erziehung genossen. Die meiste Zeit war ich natürlich im freien Hörfunk und Fernsehbusiness unterwegs und das prägt schon sehr. Das macht aber auch offen.»
1984, zur Geburtsstunde des deutschen Privatfernsehens, wechselte er zum TV und war bis 1992 Anchorman der RTL-Hauptnachrichtensendung «RTL aktuell», die zunächst «7 vor 7» hieß. 1992 startete neben seiner Talkshow auch die von Meiser präsentierte und ebenfalls sehr erfolgreiche Sendung «Notruf», bei der Notfälle und Rettungsaktionen nachgestellt wurden. Außerdem moderierte er Politiker-Duelle im Vorfeld von Bundestagswahlen, eine Quiz-Show und zusammen mit Birgit Schrowange die TV-Pannenshow «Life! Dumm gelaufen.»
Neues Projekt gestartet
2010 verlängerte RTL Meisers Verträge nicht mehr. Viele Jahre lang war es dann eher ruhig um ihn. Nur wenige Tage vor seinem Tod durch plötzliches Herzversagen hatte er ein neues großes Projekt begonnen. Gemeinsam mit dem Medienmanager Harald Thoma brachte Meiser in Lübeck den privaten Hörfunksender Radio Wellenrausch an den Start. Der offiziell erste Sendetag war der 29. Oktober, der Tag vor seinem Tod.
Zuletzt lebte der Mann, der so lange von der TV-Metropole Köln aus die Medienlandschaft mitgestaltet hatte, an der Ostsee. Hans Meiser hinterlässt eine Ehefrau, drei Kinder und drei Enkelkinder.
Würdigungen und Dank
«Hans Meiser war Wegbereiter für ein ganzes Genre und viele weitere Talkshows in Deutschland», sagte die Programmgeschäftsführerin von RTL und RTL+, Inga Leschek. «Die nach ihm benannte Sendung lief über acht Jahre mit rund 1700 Sendungen erfolgreich im RTL-Programm. Das schaffen nicht viele. Die gesamte RTL-Familie trauert und erinnert sich an ganz besondere TV-Momente mit dem einzigartigen Moderator. Unsere Gedanken sind bei seinen Angehörigen.»
Entertainer Oliver Pocher schrieb auf Instagram über ihn: «Hans Meiser und seine Sendung war für mich der absolute Wendepunkt in meinem Leben. Ohne Hans Meiser und sein Team wäre ich nicht 1999 Viva-Moderator geworden und hätte meinen Traumberuf starten können. Dafür bin ich Hans Meiser bis heute dankbar und auf ewig verbunden.»
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