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Netflix verändert das Leben gründlich: «Queer Eye Germany»

Die deutschen Fab Five (fabulösen Fünf) der Realityserie «Queer Eye Germany» ab dem 9.3. bei Netflix. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Thomas Schenk/Netflix/dpa)
Krise? Die Fab Five kommen helfen. Mit «Queer Eye Germany» gibt es ab morgen bei Netflix einen deutschen Ableger der Show, in der queere Lifestyle-Experten das Leben von Leuten verändern.

Als eine Art positive Diskriminierung gibt es manchmal die Behauptung, dass Homosexuelle oder Menschen aus der LGBTIQ-Community (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Intersexuelle, Queere) einen besonders guten Geschmack hätten und ein vergnügteres Leben führten.

Das Wort «gay» für «schwul» im Englischen bedeutet ja ursprünglich sogar heiter, lustig, fröhlich. Mit nicht zuletzt diesem Klischee spielt das TV-Format «Queer Eye», denn in der sogenannten Makeover-Show krempeln fünf queere Helfende das Leben von Schützlingen gründlich um – wollen es verschönern und verbessern.

«Queer Eye for the Straight Guy» (frei übersetzt: Der schwule Blick für den Heteromann) war beim US-Kabelsender Bravo vor fast 20 Jahren ein Vorreiter queerer Sichtbarkeit und Repräsentanz in den Massenmedien. Vor vier Jahren wurde das Konzept vom Streamingdienst Netflix wiederbelebt und eine der erfolgreichsten Eigenproduktionen. Die US-Staffeln wurden etwa in Atlanta und Kansas City gedreht.

Ab dem 9.3. bei Netflix

Ab dem morgigen Mittwoch ist eine deutsche Version der Realityserie verfügbar. In den ersten fünf Folgen (von je etwa 50 Minuten) besuchen die deutschen Fab Five fünf Kandidaten – und zwar zwei Frauen und drei Männer in Heinsberg, Kiel, Hagen, Köln und Oldenburg. Laut Netflix helfen die fabulösen Fünf dabei unter anderem einem alleinerziehenden Vater zurück ins Dating-Leben und einem Fußball-Trainer beim Coming-out.

Vordergründig geht es in dem Format um eine neue Frisur, besser sitzende Kleidung, ein stylishes Wohnzimmer oder gesündere Ernährung. Im Mittelpunkt der Beratung stehen aber stets Schicksale, die zu Herzen gehen sollen. Die Ratschläge und Hilfeleistungen transportieren Vorurteilsfreiheit, Vielseitigkeit und Lebensfreude. Es ist Erbauungsfernsehen, Empowerment, wie man das heute nennt.

„Queer Eye“ ein Exportschlager

«Seit Beginn der Serie 2018 staubte „Queer Eye“ jährlich bei den Primetime Emmy Awards ab und steht bei mittlerweile stolzen neun Auszeichnungen», teilte Netflix vor ein paar Monaten mit. Deshalb sei es schleunigst Zeit geworden, den Queer-Eye-Flair zu exportieren – angefangen mit Deutschland und fünf hiesigen Fachleuten.

«Wie im US-Pendant krempeln sie in Deutschland den alten, ungeliebten Alltag komplett um und konzentrieren sich auf wichtige Themen wie Selbstliebe und mentale und körperliche Gesundheit, dabei aber immer mit ganz vielen good vibes.» Fans lieben die Ausrufe aus der Show: «Seid ihr auch so aufgeregt?!», «Giiirl… I love it!», «Group Hug!».

In den USA wurden die fünf Experten Antonio Porowski (Essen und Wein), Tan France (Mode), Karamo Brown (Kultur und Image), Bobby Berk (Design) und Jonathan Van Ness (Pflege) zu Sympathieträgern und Stars. Die Fab Five der deutschen Ausgabe könnten nun ebenfalls bekannte TV-Persönlichkeiten und richtige Promis werden.

Die fünf Protagonisten

Es handelt sich um David Jakobs als sogenannten Schönheitsguru, Ayan Yuruk als Design-Fachmann, den Arzt und Youtuber Aljosha Muttardi als Gesundheits- und Ernährungsberater, Leni Bolt als Work-Life-Coach und Jan-Henrik Scheper-Stuke als Mode-Experten.

Scheper-Stuke ist zum Beispiel Chef des Berliner Modehauses Auerbach, verkauft sich als Dandy mit Fliege, war schon laut Netflix Host bei der Doku-Serie «VillageX» auf Arte, moderierte das Luxus-Magazin «Premium Lounge» bei n-tv und schrieb demnach für die «B.Z. am Sonntag» die Kolumne «Eine Frage des Stils».

Bolt ist eine non-binäre Persönlichkeit, kennt sich den Angaben nach aus in Zeitmanagement und Achtsamkeit im Alltag, ist Work-Life-Coach, Podcast-Host (…) – «Mission: negative Perspektiven zu ändern und den Menschen beim Glücklich-werden zu helfen». Mit nichtbinär werden Menschen beschrieben, die sich nicht ausschließlich als männlich oder weiblich identifizieren, sich also außerhalb der zweigeteilten (binären) Geschlechterordnung und Geschlechtsidentität befinden.

Von Gregor Tholl, dpa