Ausgerechnet als Lady Diana für ihr Hilfsprojekt in Bosnien durch ein Landminen-Feld geht, platzt in London die Bombe: Paparazzi-Fotos zeigen 1997 die Princess of Wales beim Flirt mit dem Kaufhaus-Erben Dodi Al-Fayed, sie tauschen Zärtlichkeiten und Küsse aus auf einer Yacht vor der Côte d’Azur. Die nichtsahnende Di muss die Pressekonferenz zu Minenopfern abbrechen. Alle wollen nur wissen, ob der Liebhaber gut küsst und was William und Harry von ihm halten.
Die sechste und letzte Staffel der epischen Netflix-Serie «The Crown» zeigt zu Beginn, wie die «Persona non grata» mit der blonden Kurzhaarfrisur mehr als je zuvor in die Mühlen der internationalen Boulevardpresse gerät. «Man könnte mit ihr Mitleid haben, wenn man nicht so wütend wäre», seufzt Queen Elizabeth II.. Das allzu bekannte Ende von Diana, Königin der Herzen, schwebt von den ersten Minuten an wie ein Damoklesschwert über der Geschichte.
Das «Annus horribilis» 1992
Begonnen hatte die seit 2016 ausgestrahlte Serie mit der Hochzeit von Elizabeth und ihrem Prinzen Philip im Jahr 1947. Es folgten der frühe Tod ihres Vaters, Georg VI., der sie zur blutjungen Monarchin machte, die Skandälchen um ihre Schwester Margaret, die Thatcher-Jahre, der Falkland-Krieg, das «Annus horribilis» 1992. Kurz: Ereignisse, die für einen Großteil des Netflix-Publikums von heute eher historisch sind, nicht unbedingt ein Teil ihrer eigenen Lebenswelt.
Das ändert sich spätestens jetzt: Denn mit der finalen Staffel kommt die Serie ums britische Königshaus unter Elizabeth II. endgültig in einer Zeit an, die zumindest alle jenseits der 35 noch gut im Gedächtnis haben sollten. Im Zentrum dürfte eins der größten medialen Ereignisse der vergangenen 30 Jahre stehen: Der Tod von Prinzessin Diana in einem Pariser Autotunnel auf der Flucht vor Paparazzi.
Die tagelange, öffentliche Trauer (nicht nur) der Briten vor Palastmauern. Die erschütterten jungen Prinzen William und Harry, die bei den großen Trauerfeierlichkeiten hinter dem Sarg ihrer Mutter marschierten. All das ist sehr vielen Menschen nicht in erster Linie aus Geschichts-Dokumentationen bekannt, sondern aus stundenlangen Live-Übertragungen im Fernsehen, Sonderausgaben von Boulevard-Titeln – und nicht zuletzt auch aus Harrys schlagzeilenträchtiger Biografie «Spare», die Anfang des Jahres einige Aufregung ausgelöst hat.
Imelda Staunton spielt erneut die Queen
Eine deutlich jüngere Version von Harry wird in der neuen Staffel, deren erste vier Folgen am 16. November starten sollen, gespielt von Fflyn Edwards. Seinen Bruder William spielt erst Rufus Kampa und im zweiten Teil der Staffel, der dann ab dem 14. Dezember zu sehen sein soll, Ed McVey. Dass auch Williams heutige Frau Kate Middleton (Meg Bellamy) und ihre Schwester Pippa vorkommen, zeigt, wie sehr sich die Serie nun dem popkulturellen Gedächtnis nähert.
Inhaltlich soll die Staffel die Jahre 1997 bis 2005 umfassen und damit nicht nur den tödlichen Unfall von Diana und den Umgang der Königsfamilie damit, sondern auch Elizabeths Goldenes Thronjubiläum 2002 und die Hochzeit von Charles und Camilla drei Jahre später.
Diana wird auch in Staffel sechs der preisgekrönten Serie, die mehrere Emmys und Golden Globes bekam, wieder gespielt von Elizabeth Debicki, die den typisch-verhuschten Seitenblick der früheren Princess of Wales perfektioniert hat. Ihr Partner Dodi Al-Fayed, an dessen Seite sie starb, wird gespielt von Khalid Abdalla.
Die alternde Queen spielt erneut die als fiese Schulleiterin Umbridge aus den Harry-Potter-Filmen bekannte Imelda Staunton. Dominic West (passenderweise bekannt aus der Serie «The Affair») spielt wieder Charles und Olivia Williams dessen zweite Frau Camilla Parker Bowles.
Auf das Ende des Windsor-Epos darf man gespannt sein. Serien-Autor Peter Morgan sagte dazu im Interview der Zeitschrift «Variety», er habe mit Blick auf die Queen für die letzte Folge «einen Weg gesucht, ihren Tod anklingen zu lassen, obwohl sie zum Zeitpunkt der Handlung noch nicht tot ist». Schon zu Beginn der Staffel sagt ein treu royalistischer Hoffotograf in bangen Worten über das Staatsoberhaupt: «Wenn sie eines Tages nicht mehr leben wird, wird sie uns fehlen.»
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