fernsehserien.news

Das neueste im Fernseher

«Traumschiff»-Schauspielerin Heide Keller gestorben

Heide Keller als Chefstewardess Beatrice 2011 auf der «MS Deutschland». Jetzt ist die Schauspielerin gestorben. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Angelika Warmuth/dpa)
«Willkommen an Bord!» Mehr als drei Jahrzehnte spielte Heide Keller die warmherzige Hostess Beatrice auf dem «Traumschiff» - und wurde für viele Zuschauer zum Inbegriff der guten Seele.

Heide Kellers Hilfsbereitschaft hatte kaum Grenzen. Als sie 1981 als Chefhostess Beatrice auf dem ZDF-«Traumschiff» anheuerte, kannten viele der Passagiere des Dampfers – der ja nicht nur Fernsehcrews, sondern auch ganz normale Touristen über die Weltmeere brachte – die Schauspielerin noch nicht.

Die Folge: Als sie in ihrer Uniform steckte, wurde sie mitunter für eine Bedienstete gehalten – und entsprechend flugs um Hilfe gebeten. «Ich habe dann immer gesagt: Aber natürlich», erinnerte sich Keller kurz vor ihrer letzten TV-Kreuzfahrt. «Ich bringe Sie eben schnell hin.»

Es sind Anekdoten wie diese, die erklären, warum der Tod von Heide Keller viele Menschen sehr erschüttern wird. Die Schauspielerin und die Rolle waren bei dieser Rheinländerin von Anfang an irgendwie verschmolzen. Dazu trug auch die lange Zeit bei, in der sie die warmherzige Beatrice spielte, die mit einem Lächeln und Augenzwinkern alle großen und kleinen Probleme auf dem «Traumschiff» löste. Erst nach rund 37 Jahren ging sie am Neujahrstag 2018 beim ZDF von Bord.

Zum Vergleich: Marie-Luise Marjan spielte die Figur der Mutter Beimer in der «Lindenstraße» keine 35 Jahre, Ulrike Folkerts ermittelt seit 31 Jahren als «Tatort»-Ermittlerin Lena Odenthal. Heide Keller war also irrsinnig lange auf See. Ihr letzter Satz an Bord: «Es war schön.» Am Freitag ist Keller nun im Alter von 81 Jahren gestorben, wie das ZDF mitteilte.

«Heide Keller hat Fernsehgeschichte geschrieben» zog Heike Hempel, Vize-Programmdirektorin beim ZDF, Bilanz. «So lange verkörperte noch keine Schauspielerin eine vergleichbare Serienrolle.»

Als Schiffsmutter stand Keller sinnbildlich für die ganze Serie: Harmonie, strahlende Garderobe und nicht zu viele Doppeldeutigkeiten. Sie war eine Hostess gewordene gute Seele aus einer Zeit, als das Fernsehen noch aus ARD, ZDF und den Dritten Programmen bestand – und man mit dem Begriff Hostess noch einen Ausbildungsberuf verband. Mit ihr stirbt auch ein Teil der heilen Welt, so fühlt es sich an.

Keller war in Düsseldorf zur Welt gekommen und in Düren im Rheinland aufgewachsen. Sie machte eine Schauspielausbildung bei mehreren Theatern und war auch auf verschiedenen Bühnen zu sehen, ehe sie für das Fernsehen entdeckt wurde. Dort hatte sie auch andere Engagements als das «Traumschiff» – etwa Auftritte in «Klimbim», «Manni, der Libero» oder Verfilmungen von Rosamunde Pilcher. Verheiratet war sie unter anderem mit dem Schauspieler Hans von Borsody.

Für die Fernseh-Chronisten wird sie aber immer Beatrice bleiben. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass ihr das Gram bereitet hätte. Zu Lebzeiten wehrte sie sich nicht dagegen, bevorzugt auf die Rolle ihres Lebens angesprochen zu werden.

Auch nach ihrem Abschied hatte Keller, die auch Drehbücher für die Reihe schrieb, ein wachsames Auge auf die Entwicklung des Formats. Als Moderator Florian Silbereisen als neuer Kapitän vorgestellt wurde, fremdelte sie zum Beispiel zunächst mit der Wahl – später wünschte sie ihm allerdings viel Erfolg. Zu ihrem letzten Landgang hinterließ sie als Vermächtnis, nun bitte nicht zu viel zu verändern. Etwa mit zu viel Action. «Das sollten wir den Amis überlassen, die können das besser.»

Keller zitierte dabei oft Wolfgang Rademann, den 2016 gestorbenen «Traumschiff»-Erfinder. Der habe oft gesagt: «Es gibt so viel Schreckliches. Da muss man das doch nicht auch noch in der Unterhaltung zeigen.» Daran hielt sich auch Heide Keller strikt. Sie war bis zum Schluss «im besten Sinne eine Diva», wie sie Entertainer Harald Schmidt mal beschrieb.

Ihren Abschied beim «Traumschiff» begründete sie damals damit, dass sie von Bord gehen wolle, solange sie «die Gangway noch auf Stöckelschuhen verlassen» könne. Das schaffte sie tatsächlich. Und dieser Eindruck wird bleiben.

Von Jonas-Erik Schmidt und Christof Bock, dpa