Mehr als ein halbes Jahrhundert lang stand Thekla Carola Wied vor der Kamera und auf der Bühne, ehe sie sich im Herbst 2022 ins Privatleben zurückzog. Diese Entscheidung hat sie bislang nicht bereut, wie sie der Deutschen Presse-Agentur kurz vor ihrem 80. Geburtstag (5. Februar) sagte. Die Münchnerin mit der markanten Stimme und dem ansteckend fröhlichen Lachen verriet im Interview auch, wie sie ihren Ehrentag verbringen möchte – nämlich im Familienkreis und ohne Öffentlichkeit.
Abschied als Martha Liebermann
Es war eine große Rolle in einem eindrucksvollen und preisgekrönten ARD-Drama, mit der sich Thekla Carola Wied von ihrem TV-Publikum verabschiedete: In «Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben» spielte sie die Ehefrau des jüdischen Malers Max Liebermann, die Berlin trotz der Repressionen seitens der Nazis nicht verließ und kurz vor ihrer Deportation in ein Konzentrationslager Suizid beging.
Dieser Film «könnte durchaus der Schlussakkord meiner künstlerischen «Lebens-Melodie» sein! Ich halte diesen Stoff mit seinem historisch-politischen Gewicht für so zeitlos wichtig, dass ich sehr dankbar bin, daran mitgewirkt zu haben», sagt die Schauspielerin. Es sei «wahrscheinlich eine Frage der Klugheit und der Lebenserfahrung, nach 56 Jahren den richtigen Zeitpunkt für das Ende dieses langen Berufslebens zu bestimmen».
«Aber ich glaube, dass ich mit meiner Entscheidung richtig liege. Es müssten sehr außergewöhnliche Umstände sein, was vor allem die Qualität eines Stoffes betrifft, die mich nochmal umstimmen könnten.» Und das sei eher unwahrscheinlich, konstatiert sie.
Erfolge in den 80er Jahren
Ihre publikumswirksamsten Erfolge feierte Wied in den 1980er Jahren, etwa als Nonne in der ZDF-Serie «Wie gut, dass es Maria gibt» und vor allem als vierfache Mutter Angie Schumann in «Ich heirate eine Familie». Gerade auf letztere Rolle sei sie besonders häufig auf der Straße angesprochen worden.
Was sie heute darüber denkt? «Offenbar trifft diese Serie Lebenserfahrungen und Gefühlssituationen vieler Menschen quer durch mehrere Generationen, anders wäre dieser anhaltende Erfolg dieser Mini-Serie selbst im neuen Jahrtausend nicht zu erklären.» Manchmal, wenn sie wiederholt werde, schaue sie rein und freue sich, wie realistisch und unverändert zeitnah dieser Stoff sei. Sie verdanke dieser Rolle sehr viel, bilanziert Wied. «Aber natürlich hat sie auch Festlegungen erzeugt, gegen die ich mich immer gewehrt habe.»
Nach ihrem ersten Film «Spur eines Mädchens» (1967) – für den sie den Bundesfilmpreis erhielt – und vor allem nach ihrer Rolle in «Collin» (1981) an der Seite von Curt Jürgens und Armin Müller-Stahl sei «Ich heirate eine Familie» als Komödie eine neue Herausforderung gewesen.
In ihren späteren Berufsjahren war Wied eher in kleineren Rollen zu sehen. Eine Umstellung, die nicht ganz einfach gewesen sei, wie sie schon 2022 im dpa-Interview sagte. Ihr Leben lang habe sie Hauptrollen gespielt, im Fernsehen und im Theater. «Und plötzlich kamen die Ensemble-Rollen. Wie zum Beispiel die Ilse in den «Bundschuh»-Filmen.» In der erfolgreichen ZDF-Reihe mit Andrea Sawatzki und Axel Milberg spielte Wied bis 2021 mit.
Sie wollte schon immer Schauspielerin werden
Geboren wurde Wied in Breslau, aufgewachsen ist sie in Berlin. Ihre Schauspielausbildung absolvierte sie in Essen an der Folkwangschule. Schon als Fünfjährige habe sie Schauspielerin werden wollen. Gerade ihr Vater habe mit ihrem Berufswunsch aber nicht viel anfangen können, erinnert sie sich.
«Mein Vater hat immer nur gesagt: «Mach‘ nur. Du wirst mal im Zirkus die Pferdeäpfel auflesen.» Dieser Satz, der saß so tief, und das hat mich schwerst motiviert.» Es folgten erste Theaterengagements, ehe sie auch vor der TV-Kamera stand. Ihr Vater habe sie noch auf der Bühne erlebt, und zwar als Gretchen in Goethes «Faust». «Er kam als alter, gebeugter Mann. (…) Dann war er so stolz, seine Tochter als Gretchen zu sehen.»
Glückwünsche zum 80. Geburtstag gab es von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: «Ihr Spiel, Ihre Mimik und Ihre unvergleichliche Stimme bleiben auf immer in unserem Gedächtnis.» Besonders würdigte er Wieds Rolle als Martha Liebermann. «Ihr Gefühl für die Zerbrechlichkeit der Gegenwart und Ihre Begabung und Fähigkeit, dieses Gefühl auch zu zeigen, sind außergewöhnlich und überzeugen uns in diesem aufwühlenden Drama über ein exemplarisches Schicksal aus der dunkelsten Zeit unserer Geschichte.» Zahlreiche preise zeugten «von der großen Wertschätzung, die Sie überall genießen, so Steinmeier.
Rückblickend ist Thekla Carola Wied sehr froh, wie ihre Karriere und ihr Leben verlaufen sind und bezeichnet sich «als zufriedenen und oft sogar glücklichen Menschen».
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